Vorbereitung ist die halbe Miete

Seit einigen Wochen erfasst mich jeden Samstag vormittag ein leichtes unterschwelliges Grauen. So sehr es mich auch nervt, aber die Zeit des nächsten Friseurbesuchs rückt immer näher! Irgendwie scheine ich zu den Frauen zu gehören, die beim Gedanken an einen Friseurbesuch das blanke Grauen erfasst. Ein Besuch im "Haar-Scharf" "Haarlekin"- oder wie kreativ die entsprechenden Etablissemants auch immer heißen mögen – bewirkt bei mir eine leichte Gänsehaut und ist für mich fast gleichzusetzen mit einem Besuch beim Arzt.
Ich kann auch nicht genau sagen, wie es zu diesem gespaltenen Verhältnis gekommen ist. Schwere Schäden aus meiner Kindheit? Hm … nicht, dass ich wüsste. Obwohl, wenn ich so überlege meine Uroma mütterlicherseits hat mir als kleines unschuldiges Mädchen von 9 Jahren einmal den Pony geschnitten und zwar so kurz und mit einem unglaublichen Haken, dass ich mich heute noch daran erinnere wie furchtbar unglücklich ich – und vor allem auch meine Oma 🙂 – bei meinem Anblick im Spiegel war.Und das obwohl ich sicher kein eitles Mädchen gewesen bin. Immerhin war ich mit 10 Jahren äußerst glücklich und zufrieden mit mir, wenn ich einmal eine Woche unbeschadet ohne Schürfwunden oder sonstige körperliche Verwundungen hinter mich gebracht hatte 🙂 Ich würde also sagen: insgesamt war ich eher ein rabiates Kind 🙂
Nichtsdestotrotz habe ich beim letzten Kontakt mit einer "Haarabschneiderin" – denn diesen Dienst hat mir die Dame WIRKLICH erwiesen – ein wahres Trauma davongetragen. Nachdem ich an einem Samstag vormittag relativ lustlos und früh aufwachte und nichts besseres zu tun hatte (das Wetter war entsprechend schlecht und regnerisch) bin ich zu unserem Dorffriseur gegangen und habe mich auf den Sessel der Friseurin gewagt. Bei meiner 45minütigen Wartezeit hatte ich schon leichtes Magengrimmen, aber erst einmal auf dem Wartestuhl kann man dann irgendwie auch nicht mehr zurück. Zu meinem weiteren Leidwesen befanden sich im Zeitschriftenständer nicht die erhofften Exemplare der Cosmopolitan, der Businesswomen oder wie diese einschlägigen Zeitschriften sonst so alle heißen, sondern nur die aktuellsten Ausgaben vom Spiegel, der Autobild und der Brigitte, also kein Magazin, das wirklich ein frisurmäßiges Vorbild enthalten hätte können. (Oder wollten Sie schon einmal die Frisur von Angela Merkel oder Ralf Schumacher verpasst bekommen?)
Also lief das Gespräch dann als ich endlich an der Reihe folgendermaßen ab:
Meine Friseurin: "Wie wollen Sie denn Ihre Haare?"
Ich (etwas zögerlich): "Na ja, die kaputten Spitzen sollten schon weg, aber bitte nicht zu kurz. Und vorne vielleicht etwas stufig?"

Und mit dieser Ansage war Polen offen und mein Schicksal besiegelt. 13 Minuten später und eine Stufe in meinem Vorderhaar reicher durfte ich meinen PLatz wieder verlassen mit einer viel zu kurzen Haarpracht und einem Haarschnitt a la Prinz Eisenherz.

Irgendwie scheint es mit der Kommunikation zwischen mir und Mitgliedern der Friseurgilde ähnlich zu sein wie mit den Gesprächen mit unseren Haustechnikern. Es herrscht bisweilen einfach eine komplett unterschiedliche Kommunikationsebene 😉 Bis vor ein paar Jahren konnte ich wenigstens immer noch leichte Anhaltspunkte liefern. So in etwa: "Kennst Du Jennifer Aniston in friends? So in etwa die Frisur hätte ich gern." Aber seit einiger Zeit werde ich immer älter und meine Friseurinnen immer jünger und niemand kennt mehr die Serie friends und ich bin eigentlich auf die netten Frisuren auf den ausliegenden Zeitschriften angewiesen.

Meine Friseurin (nach 12 Minuten): "Soll ich hier mit der Stufe ansetzen?"
Ich (noch zögerlicher) "Hm, ja?"
Und zack schon war die Schere angesetzt und die Stufe drin.
Tja, ich habe den Salon dann in den strömenden Regen hinaus verlassen und zu Hause angekommen das ganze Ausmaß meines erfolgreichen Besuchs erkannt. Was zu einem spontanen Unglücks-Wut-Ausbruch führte und ich wie Rumpelstilzchen durch die Wohnung fegte!
Und was lernen wir daraus: Vorbereitung ist die halbe Miete. Meinen nächsten Friseurbesuch werde ich akribisch vorbereiten. Ich werde im Vorfeld Markforschung betreiben welche Sitcom, Soap etc. grade in sind und dann konkret nach einer Frisur einer wahnsinnig bekannten Sängerin, Schauspielerin … zu verlangen. Na dann kann ich nur hoffen, dass mich mein Namensgedächtnis nicht im Stich lässt 🙂
Ach ja: Zu meinem allergrößten Erstaunen stieß meine neue Haarpracht seitens meiner Arbeitskollegen und Kolleginnen sogar auf größtes Lob, da versteh einer die Geschäftswelt!

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